Samstag, 28. März 2015

Noch 7 Tage ...

... und ich habe eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahre gestemmt, habe das Unmögliche möglich gemacht ...

Ich habe Kleidung, eine Apotheke und diversen Kleinkram für 16 Tage in einem Koffer!!!





Das letzte Mal, dass ich einen Koffer gepackt habe, war vor 6 Jahren, als ich nach Tunesien geflogen bin.
Und ich weiß, warum ich seitdem immer nur mit Wäschekörben reise. Das hat schon was: Vom Ständer oder aus dem Schrank in den Korb, aus dem Korb rausnehmen, wieder in den Korb und von da Zuhause in die Waschmaschine; sich keine Gedanken machen, was brauchts, wie wird das Wetter, usw.

Sollte die Waage nicht spinnen - was ich aus persönlicher Erfahrung nicht sagen kann, da ich mich irgendwann in einem anderen Leben einmal draufgestellt habe -, habe ich auch die 23 kg nicht überschritten.


... und ich steige in ein Flugzeug, 11 Tage nach dem Absturz der Germanwings-Maschine.
Eine Freundin fragte mich heute, ob ich an meinen Reiseplänen noch festhalte.
Hm, gehe ich zu sorglos mit meinem Leben um, wenn ich noch nicht einmal eine Sekunde darüber nachdachte, davon Abstand zu nehmen?

Der Mensch ist die große Unbekannte in unserem Leben. Anders als Technik ist er nicht ausgereift und überprüfbar und selten sind Mängel offensichtlich, sodass er zurückgerufen wird.
Nicht nur das Handeln des Co-Piloten zeigt das. Auch das Handeln von Politikern und Möchtegern-Politikern, von politisch und/oder religiös getriebenen Menscchen, von Autofahrern, von Menschen, die verzweifelt sind, usw. usf.



Es gibt Dinge in meinem Leben, die ich beeinflussen kann und Dinge, die ich nicht beeinflussen kann. Der Mensch gehört zu Letzteren.
Ich denke nicht, dass ich zu sorglos mit meinem Leben umgehe. Ich lasse mich nur nicht von dieser Unbekannten daran hindern, es interessant und spannend zu gestalten.

Dienstag, 24. März 2015

Noch 11 Tage ...

... und die Jordanienrundreise wurde um 20 Euro billiger.
Was soll ich dazu sagen: Das Frühstück im Hilton ist so gut wie bezahlt.
Der Grund ist, dass das Visum 20 Euro weniger kostet.

Übrigens, ich habe am 22.10.2014 gebucht. Wenn ich bedenke, wie schnell die Monate bis heute vergangen sind. Oh, Mann, wie schnell werden dann 18 Tage vergehen.

Samstag, 21. März 2015

In 14 Tagen ...

... sehe ich wohl gerade in diesem Moment die Lichter von Amman. Ich werde auf einen Fensterplatz bestehen! Mann, bin ich hippelig.

Heute ist die Hotelliste veröffentlicht worden. Scho toll. Aber warum auch in Jordanien aus Handtüchern Schwäne modeliert werden müssen, frag ich mich schon.
Ich find des affig. Kann nicht ein Handtuch ganz einfach aufs Bett gelegt werden?

Seit Jahren verfolgen mich Schwäne, Kraniche usw. auf Urlaubsfotos von Freunden und Bekannten. Und die sin immer so "Aaaach-war-des-schön-schau-mal"begeistert. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich mit leicht nach oben gehenden Wangen und einem angehobenen Mundwinkel beipflichte. "Toll."
Eins versprech ich, ich werde kein kunstvoll gestaltetes Handtuch fotografieren. Ich werde das Gebilde auseinandernehmen, sobald ich ein Zimmer betreten habe.
Das Zimmer muss ich nämlich innerhalb von 5 Sekunden fotografiert haben, denn ansonsten schaut's auf den Bildern aus, als wenn eine Bombe eingeschlagen hätte.

Ach, in diesem Moment warte ich in zwei Wochen, dass ich aussteigen darf.

Hier das Hotel in Amman. Liwan Hotel





Donnerstag, 19. März 2015

Noch 16 Tage ...

Heute habe ich Heinrichs Pension in Frankfurt gebucht, wo er sich etwas über zwei Wochen von mir erholen kann. Bei Parkfuch24 - Parkplatz und Shuttle-Service.

Bei dem Preis frage ich mich: "Wo ist der Haken?" 58 € für 18 Tage.
Wird Heinrich für kriminelle Machenschaften missbraucht? Ich werde mir den Kilometerstand notieren.

Ich werde mich im "Hilton Garden In" direkt am Flughafen einstimmen.


http://www3.hilton.com/resources/media/hi/FRAHAHI/en_US/img/shared/full_page_image_gallery/main/HL_hotelextng002_2_675x359_FitToBoxSmallDimension_Center.jpg
Bild von der webside des "Hilton Garden In"

Is des Ding nicht der Wahnsinn? Jedes Mal, wenn ich vorbeigefahren bin, dachte ich, dass ich da mal übernachte. Bis dieses Jahr hatte ich keine Veranlassung.
Dieses Mal muss ich drei Stunden vor Abflug, sprich 12.00 Uhr, einchecken. Und da Urlaub von der ersten Minute entspannt sein sollte und ich, wenn ich an die Reise denke, bereits jetzt schon von Tiefenentspanntheit so weit entfernt bin wie der Mond zur Erde, werde ich dort meinen Urlaub bereits am Freitag beginnen. Ganz gemütlich werde ich es in der Lounge zugehen lassen, mit einem Gin Tonic, gut essen, vielleicht eine Runde schwimmen oder einfach nur auf dem King Size Bett rumwälgern und die Mini-Bar leeren. Und am Samstag zum Terminal schlendern.
Oh, freue ich mich jetzt schon drauf, es voll fett krachen zu lassen. Manchmal hab ich schon snobistische Anwandlungen.




Mittwoch, 18. März 2015

Noch 17 Tage ...

Uiuiui, die Rundreise in Jordanien ist frauenlastig.
Von 14 Teilnehmern sind nur 3 Männer.

Also, nicht falsch verstehen, ich will keinen Mann einfangen.
Aber so viele Frauen.
Wenn ich da nur an die Rundreise in Libyen denke. Huuuu ...
Hoffentlich ist in Jordanien nicht auch so eine "Baedecker-Gütige-Kolonial-Gutsherrin" dabei.
Oder an die Rundreise in Tunesien. Die war übrigens der Grund, warum ich seit Jahren nicht mehr mit einer Gruppe gereist bin.

Frauen können ja so anstrengend sein.
Ja, ich auch. Aber ich nörgl nicht ständig an allem rum: zu warm, zu trocken, Essen schlecht, wenig Auswahl; beleidigt sein, wenn man angebaggert wird, beleidigt sein, wenn man nicht angebaggert wird; genervt sein, wenn im Souk oder anderswo gehandelt werden will, aber zu jedem Stand und in jedes Geschäft rennen; Betten schlecht, Zimmer dreckig ... und ach ja, dieser Muezzin.

Also Männer find ich einfach unkomplizierter.
O.k. nicht alle. Bei einer Rundreise durch Griechenland war mal so ein pensionierter Studienrat dabei. Für den hätt ich ja jede "Baedecker-Gütige-Kolonial-Gutsherrin" eingetauscht.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, was für Typen sich hinter den Namen verstecken: Frustrierte Bildungsbürger, Interessierte, Leute, die einfach Spaß haben wollen.

Israel hat gewählt.



Als ich gestern zu Bett ging, lagen das linksgerichtete „Zionistische Lager“ und die „Likud“ gleich auf (27 : 27).
Ich ging mit dem Gedanken schlafen, dass das „ZL“ und Yitzhak Herzog das Vertrauen erhalten und zusammen mit anderen linksgerichteten Parteien, so etwa die „Gemeinsame arabische Liste“ eine Koalition bilden.
Heute Morgen musste ich feststellen, dass ich wieder einmal geträumt habe.

Die „Likud“ hat gewonnen. Nach letzten Auszählungen fallen ihr 30 der 120 zu verteilenden Sitze in der Knesset zu - „Bibis Comback“, wie die HAARETZ titelte -, dem „ZL“ 24 und der „Gemeinsamen arabischen Liste“ 14.
Das Einzige, was mir ein Grinsen ins Gesicht gezaubert hat, war die Tatsache, dass der Zusammenschluss diverser kleiner Parteien, die Avigdor Lieberman mit der Höherstellung der Prozenthürde aus dem Parlament ausschließen wollte, die drittstärkste Partei ist.
Ansonsten bin ich sehr traurig.

Israel hatte die Chance, das Land auf den Weg von sozialer Gerechtigkeit und einem neuen Friedensprozess zu bringen.
Aber wie auch bei uns, scheint vielen Bürgern das Schicksal und die Zukunft ihres Landes und das eigene recht wenig zu interessieren. Gerade einmal 66,6 % der wahlberechtigten Bürger hatten gewählt.

Benjamin Netanjahu wird wohl erneut zum Ministerpräsidenten gewählt werden und das Parlament ernennen.
Die Partei, die traditionell an dem Plan festhält, die besetzten Gebiete erst einmal zu behalten, ist die stärkste Kraft. Ihr Kopf sagte am vergangenen Montag: „Mit mir gibt es keinen Palästinenserstaat.“ Die Chancen stehen gut, dass Avigdor Lieberman, der aufrief, illoyalen Arabern den Kopf abzuschlagen, wieder zum Außenminister berufen wird.
Religiös ausgerichtete Parteien, wie die „Shas“ – Sefardische Tora-Wächter – und die Partei „Vereinigtes Tora-Judentum“, die verantwortlich dafür sind, dass Israel noch immer keine Verfassung hat und die Rechtsprechung in alleiniger Hand von Rabbinern wissen wollen, werden Ministerposten erhalten.
Die Annäherung an diese Parteien und ihre Ideologie hatte zum Zusammenbruch des Parlaments und den vorgezogenen Neuwahlen geführt. Benjamin Netanjahu wollte dem Parlament den Vorschlag vorlegen, Israel zu einem jüdischen Staat zu erklären. Dadurch wären alle nichtjüdischen Bevölkerungsgruppen per Grundgesetz diskriminiert.

Mit diesem durchgespielten Szenarium kann es keine soziale Gerechtigkeit in Israel und keinen Frieden in der Region Palästina geben.
Ich glaube nicht daran, dass die Friedensgespräche nach dem Gaza-Krieg im vergangenen Sommer, die letztmals am 23. September 2014 stattgefunden hatten, weitergeführt werden.
Neben dem, dass Bibi, einen Palästinenserstaat in den Grenzen von 1967, wie er bereits vor der UN-Vollversammlung anerkannt wurde und selbst von den USA favorisiert wird, ablehnt, gibt er sich in der Siedlungsfrage unnachgiebig. Er bezeichnet sie „aus internationaler Sicht“ illegal und wird keine räumen lassen.
In seiner Wahlkampfrede, durch die er die radikal-religiösen Siedler auf seine Seite ziehen wollte, und es wahrscheinlich zum Teil auch geschafft hat, sorgte er sich, dass die Hamas 400 m von seinem Haus entfernt stehe, wenn er o.g. Grenzen anerkennen würde. Ich denke, dass sie in diesem Moment ihre Autos volltanken.
Auch der Frieden im Nahen Osten ist mit Netanjahu als Ministerpräsident gefährdet. Drängt er doch die USA zu einem militärischen Schlag gegen den Iran. Zu dem sich glücklicher Weise der große Bruder noch nicht hinreißen lässt.
Das einzige auf das Bibi hoffen kann ist, dass die traditionell uneins seienden Araber, dass auch weiterhin sind und sich nicht auf einen Nenner einigen können.

Ich betone es zum wiederholten Male: Ich spreche dem Staat Israel nicht das Existenzrecht ab! – Auch wenn ich bei dem Gedanken daran, wie es zu seiner Gründung kam, unter Bauschmerzen leide. - Aber ich spreche ihm das Recht ab, über Verträge und Recht hinwegzugehen.
Vielleicht denke ich zu naiv, kann gut möglich sein. Aber meiner Meinung nach hat Politik die Aufgabe für Gerechtigkeit zu sorgen. Und gerecht ist es für mich in keiner Weise, wenn andere am Hochkommen gehindert werden.

Israel steht an der Spitze der Weltrangliste in vielen Forschungsdisziplinen. Die Universitäten von Jerusalem, Tel Aviv, Ramat Gan, Haifa und Beer Sheba genießen Weltruf, während die palästinensischen Universitäten von Gaza, Bethlehem, Bir Zait, Hebron, Nablus und die Al-Quds-Universität in Jerusalem ums Überleben und um Anerkennung Tag für Tag kämpfen müssen. Und selbst wenn es um eine Büroklammer geht, auf ausländische Spenden angewiesen sind. Systematisch wird der Auftrag dieser Bildungseinrichtungen von Seiten des israelischen Staates torpediert. So wird etwa Professoren und Dozenten zeitweilig der Zutritt zu den Einrichtungen verwehrt. Selbes passiert Studenten, so dass oft keine Vorlesung stattfinden kann, weil keiner da ist. Immer wieder kommt es vor, dass Vorlesungen gestürmt werden, mit der Begründung, dass diese Tarnung für radikale Zusammenkünfte sind. Ich könnte die Liste ellenlang fortführen.

Israel erwirtschaftete 2013 ein Bruttoinlandsprodukt von 290,6 Milliarden $, Palästina in Höhe von 11,26 Milliarden $.
Die palästinensische Wirtschaft ist von Israel abhängig. Alle Exporte und Importe unterliegen der Zustimmung und Genehmigung der israelischen Behörden. Eine Verbesserung der Privatwirtschaft wird durch Einschränkungen, Abriegelung nach außen (Kontrollpunkte, Erdwälle, Aufschüttungen, Absperrungen und Straßenblockaden), Zerstörung der Infrastruktur und dem Siedlungsbau verhindert.
In Israel lag die Arbeitslosenquote 2014 bei 6,7 %, in Palästina bei 26,5 %.
Das Durchschnittseinkommen in Israel beträgt ca. 2.276 €. Das Durchschnittseinkommen der in Israel und den israelischen Siedlungen beschäftigten Palästinensern 44,11 €.
2014 waren 3,2 % der zwischen 10 und 17 Jahre alten palästinensischen Kinder beschäftigt. (Quelle: giz - Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit)

Irgendwie habe ich das Bild vor meinem geistigen Auge, während ich diesen Text schreibe, dass Israel zum Mond fliegt und Palästina im Dreck wühlt. Mit Verlaub, diese Arroganz kotzt mich an. Zwei Völker, die beide das Anrecht besitzen in diesem Land zu leben, sind Lichtjahre voneinander entfernt.
Benjamin Netanjahu sorgt sich um die Sicherheit Israels. Mit Recht. Jedem Staatsoberhaupt sollte die Sicherheit seines Landes vor Allem gehen. Aber bitte … Israel ist doch verantwortlich für die unsichere Lage, in der es sich befindet. Nach oben kommen, auf den Kosten anderer, dass kann auf Dauer nicht gut gehen. Die Misere, unter der die Palästinenser seit Jahrzehnten leiden, ist der Nährboden für radikale Gruppen, wie etwa die Hamas.
Die Israelischen Wähler hätten gut daran getan, sich an die Worte ihres ehemaligen Ministerpräsidenten Menachem Begin zu erinnern: „Wenn du dein Land liebst, musst du diejenigen hassen, die es unterjochen. Wenn du dein Land liebst, musst du diejenigen hassen, die es besetzen. Und du musst kämpfen, mit allen Mittel, denn nur wer kämpft, der lebt.“

Ein Facebook-Freund aus Gaza schrieb mir letztens: Er will ein Teil der Gemeinschaft sein. Er möchte einem Staat angehören, wo es Baugenehmigungen auf palästinensischem Land gibt, keine Enteignungen, keine Zerstörung von palästinensischen landwirtschaftlichen Flächen. Er will nach dem Aufwachen keine Gedanken ans Überleben verschwenden und wie er seine Kinder satt bekommt. Er möchte seine Kinder erziehen, seine Phantasie trainieren und Dinge erschaffen. Es fällt ihm jeden Tag schwerer aufzustehen und sich auf die Jagd nach Dingen zu machen, die die Israelis für selbstverständlich halten. Mit Benjamin Netanjahu und Avigdor Lieberman sieht er die Existenz der Palästinenser als gefährdet.

Womit ich wieder bei meinem Traum angekommen bin, den ich bis heute morgen geträumt habe.

Yitzhak Herzog versprach soziale Gerechtigkeit. Er war einer der Minister, der sich gegen den „jüdischen Staat“ ausgesprochen hatte. Er steht einer Partei vor, die betreffend der besetzten Gebiete auf Verhandlungen setzt, einen Rückzug nicht gänzlich ausschließt, Landtausch für möglich hält und die wirtschaftlichen und sozialen Einschränkungen der Palästinenser aufheben will.
Ich weiß nicht, inwieweit er alle seine Vorhaben hätte umsetzen können. Aber ich weiß, dass er die Chance auf Frieden und die Chance für Israel gewesen wäre.


Montag, 16. März 2015

Noch 19 Tage ...

Kennt ihr den Film »Almanya«?
Er erzählt die Geschichte einer türkischen Familie, deren Oberhaupt durch einen dummen Zufall nicht der 1 millionste Gastarbeiter in Deutschland war.
Ein wirklich klasse Film, der nicht mit Klischees auf beiden Seiten spart.
Die Familie plant eine Reise in das Dorf in der Türkei, aus dem die Eltern stammen.
Der jüngste Sohn ist sowas von mit deutschen Klischees behaftet, dass ich mich beim Ansehen des Films beömmelt hab. Z.B. hatte er mehr Mittelchen gegen Mückenstiche, Sonnenallergie und Durchfall, weil das Essen schlecht durchgekocht, fettig, ölig ist, im Gepäck als Kleidung.

Naja, an Klischees scheint doch was wahres drann zu sein.
Alle Reiseführer, Reiseberichte, Blogs, Bücher usw. sagen mir, das die medizinische Versorgung in Jordanien und Israel europäischen Standards gleicht. Apotheken gibt es überall. Medikamente, die in Deutschland verschreibungspflichtig sind, gibt es ohne Rezept.
Nicht das ich die bräuchte, aber ich brauch Mittelchen gegen Durchfall, Sonnenallergie usw.
Hier ist sie, meine Reiseapotheke. Also das Arzneischränkchen, das ich nicht habe, ist weit weniger derart gefüllt.








Sonntag, 15. März 2015

Noch 20 Tage ...


Ähm, tja ....
Warum sollte es bei diesem Kalender anders sein, als bei meinen Adventskalendern.
Wenn sie nicht mit Schokolade gefüllt sind, dann besteht immer die Möglichkeit, dass ich an manchen Tagen gleich mehrere Türchen öffne, weil ich es die Tage zuvor vergessen habe. - Es hängt bei mir ein Adventskalender, der seit Jahren nicht weiter als bis zum 05. geöffnet ist. - Die mit Schokolade überleben allerdings selten den halben Advent.
Ich habe am Donnerstag, Freitag und gestern nicht vergessen hier zu schreiben.
Donnerstags war ich nach Französisch zu platt und dann stand »Frauentausch« in Konkurrenz. Ich find dieses Format zu skurril, um es nicht anzusehen. Ähnlich wie die Geisens. Aber über meinen Fernsehgeschmack lass ich  mich einmal an anderer Stelle aus.
Freitags war ich zu einem Musik-Kabarett-Abend in Großgarnstadt. War super lustig und lang.
Gestern war ich mal bei meiner Freundin, essen, trinken, klönen - muss auch mal sein.

Deshalb öffne ich heute gleich drei Türchen.

An Freitag war ich bei meiner Bank. Jordanische Dinar sind bestellt. Von Reiseschecks wurde mir abgeraten, da diese nur bei wenigen autorisierten Stellen umgetauscht werden können.
Nach einer Beratung, die mit einem Kaffee und umfangreichen Erklärungen, warum ich nach Jordanien und Israel gerade jetzt reise, ob ich keine Angst habe usw. begleitet wurde, gehe ich nun mit der einheimischen Währung und Euros los. Schekel werde  ich an der Grenze tauschen.

Nun zu der Frage habe ich keine Angst?
Nein. Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mir keine Gedanken mache.

In Israel herrscht soziale Ungerechtigkeit. Frauen, Araber und jüdisch-orientalische Bürger werden in Israel diskriminiert und oft verfolgt, das Gesundheits- und Bildungssystem und soziale Dienste liegen am Boden. Die soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit gegenüber dem Gaza-Streifen führt immer wieder zu Unruhen, auch bei gemäßigten Arabern. Die Autonomieregierung von Palästina sieht Anzeichen für einen neuen Krieg in diesem Jahr. Der Tempelberg wird immer wieder von ultra-orthodoxen Juden betreten, was zu Konflikten mit Muslimen führt. Benjamin Netanjahu rief in seiner Rede vor dem US-Kongress mit blumigen Worten zu einem Militärschlag gegen den Iran auf. Es gibt Pläne für die Verstärkung der Grenzen zu Jordanien.
Die bestehenden Spannungen können sich leicht in den zwei Wochen entladen, die zwischen dem 17. März, an dem Israel eine neue Regierung wählt, und meiner Ankunft in Jordanien liegen. Bereits am Wahltag können die Weichen auf Frieden oder Krieg im Land selbst und der Region Palästina (Israel, Jrodanien, Golan, Gazastreifen) gestellt werden.

Es heißt: »Ein Land hat die Regierung, die es verdient.«

Ich denke nicht, dass Israel eine Regierung verdient, die aus Parteien und deren Vorsitzenden besteht, die rechts, nationalistisch, faschistisch und klerikal geprägt sind.
Sowie etwa die »LIKUD« mit Benjamin Netanjahu an der Spitze. Ich mag ihn nicht, den »Bibi«. Er ist ein Narzisst. Für sein politisches Überleben hebelt er alle demokratischen Werte aus. Nachdem er von Regierungsmitgliedern kritisiert wurde, entließ er die Knesset und rief zu vorgezogenen Neuwahlen auf. Er spielt mit den Ängsten seiner Landsleute: Er diffamiert den Iran als das Böse, wirft der dortigen Regierung vor, die Atombombe bauen zu wollen - übersieht dabei, dass Israel selbst eine Atommacht ist, und sich die Regierung derzeit sehr moderat zeigt. Oder ist es anders zu werten, dass sie sich an diplomatischen Gesprächen beteiligt?
Oder die »Beyahad« mit Eli Yisahais, die als extrem rechts gilt und ein Bündnis mit Anhängern eines verstorbenen Faschisten geschlossen hat. Herr Yishais war einst Innenminister und verfolgte ohne Mitleid Flüchtlinge aus dem Sudan und Eritrea.
Oder Avigdor Liebermans Partei, »Jisra’el Beitenu«. Während einer Wahlrede sagte der Außenminister, dass allen arabischen Bürgern, die gegenüber dem Staat nicht loyal sind, der Kopf mit der Axt abgeschlagen werden muss.
Oder die Siedlerpartei mit Naftali Bennett. Menschen, die keine Skrupel haben, Olivenbäume arabischer Bauern zu fällen und ihnen damit die Existenzgrundlage zu nehmen.

Ich denke, dass Israel ein Anrecht auf soziale Gerechtigkeit und Frieden mit seinen Nachbarn hat. Es darf kein aufgerüstetes und religiöses Land sein. Jungen Menschen, Homosexuellen und Künstlern muss die Möglichkeit gegeben werden, sich in ihrer Heimat verwirklichen zu können. Sie dürfen aufgrund von zu eng gesteckten Rahmen, Diskriminierung und einer kaum zu finanzierenden Existenz nicht gezwungen werden, auszuwandern.

Durch die Parteien der Mitte und der Linken bietet sich den Wählern die Chance, den Marsch der Rechten aufzuhalten, der das Land auf kurz oder lang ins Chaos stürzen wird - innerpolitisch und außerpolitisch.
Hatte vor Monaten die Annahme bestanden, dass die Rechten ihren Weg unbestritten fortführen würden, stehen die linken Parteien in diesen Tagen so gut wie schon lange nicht mehr da. (Gerade kommt mir ein Gedanke: Wo ist die Unterstützung der SPD im Wahlkampf, z.B. für die Partei »Meretz«, wie sie sich soziale Parteien ansonsten im Ausland sicher sein können? ...) Sie können das Zünglein an der Waage bei den Koalitionen sein.
Insbesondere die »Gemeinsame arabische Liste«. Ein Zusammenschluss aus verschiedenen Parteien: die kommunistische, die muslemische, die nationalistische und eine private. Ein Zweckbündnis, gefördert von Avigdor Lieberman. Auf sein Einwirken hin wurde die Minimalklausel höher gestellt, um die kleinen arabischen Parteien aus der Knesset zu verbannen. Sie bildet die drittgrößte Liste.

Ich bin nicht in der Lage, den Israelis zu sagen, wen sie zu wählen haben oder wie sie zwischen Ideologien und Pragmatismus entscheiden sollen. Aber ich hoffe auf die Vernunft der Menschen, dass sie sich für Frieden entscheiden, der nicht unmöglich ist. Der Weg dorthin ist lang, dessen bin ich mir bewusst. Die Weichen werden nächsten Dienstag, dem 17. März, gestellt.

Mittwoch, 11. März 2015

Noch 23 Tage ...

... und mit was ich mich beschäftigen muss: Geldumtausch, Visa, Formalitäten bei Ein- und Ausreise.

Mann, Mann, das letzte Mal, dass ich Geld tauschen musste, war vor 8 Jahren, als ich nach Libyen reiste.
Bargeld, Reisechecks, hoffen, dass es EC-Automaten gibt, oder doch eine Kreditkarte beantragen? Obwohl, ich bin ja wieder sooo bald dran mit allem, dass ich die wahrscheinlich gar nicht mehr bekomme.
Naja, ich werd mich am Freitag mal vertrauensvoll an meinen Bankberater wenden, was der meint. Vielleicht erstmal US-Doller, so für den Start?

Das Visum für Jordanien wurde durch meinen Reiseveranstalter besorgt, so hoffe ich.
Doch um das Visum für Israel, muss ich mich selbst kümmern. An der Grenze, auf der King’s Birgde, das wird ein Spaß.
Ob ich mich den Grenzern sagen kann, was ich brauch, nämlich ein Visum für Israel und nicht das »Judäa-Samaria-only«-Visum, mit dem ich nicht nach Jerusalem käme?
Aber die größte Hürde wird sein, dass ich das Zusatzblatt nicht verliere, dass ich wohl erhalten werde, wenn ich in Israel einreise, dass ich bei meiner Ausreise vorzeigen muss.
Ich bin ja immer so ein Schussel. Üblicherweise verliere ich solche Sachen immer in dem Moment, wenn ich sie in meine Tasche stecke. Von den wenigen Male, die ich geflogen bin, hab ich bestimmt 2 x die Boardingcard vom Einchecken bis zum Gate nicht mehr gehabt, Karten in Parkhäusern, finde ich oft dann, wenn ich mal mein Auto sauber mache ...
Sollte ich mir für den Fall der Fälle gleich mehrere ausstellen lassen?

Überhaupt Grenze, Ein- und Ausreise. So ein Prozedere ist mir vollkommen fremd geworden.
An die Grenzübertritte in die ehemalige DDR kann ich mich kaum noch erinnern, nur noch daran, dass meine Mutter immer gesagt hat: »Sei still!«
Die Ein- und Ausreisen nach und von Österreich oder Schweiz und Italien waren glaub ich immer tiefenentspannt, denn an diese hab ich überhaupt keine Erinnerungen mehr.
(Als Kind hab ich übrigens immer geglaubt, dass die DDR auch Ausland ist.)
Mein Arabisch Lehrer und die Reiseführer, die ich bislang gewälzt habe, beruhigten mich zwar etwas, als Deutsche nach 1929 geboren, mit einem Pass unterwegs, in dem kein Stempel eines anderen arabischen Landes enthalten ist - mein Reisepass ist ja sowas von jungfräulich - dürfte es keine Probleme geben. Jordanien befindet sich ja glücklicherweise mit Israel im Frieden. Dennoch hab ich jetzt schon ein etwas mulmiges Gefühl, wenn ich an den Grenzübertritt denke. Mit meinem Passfoto würd ich mich mal nirgends einreisen lassen; ich seh aus wie der Zschäpe ihre Schwester.

Noch 24 Tage

Ab heute gibt es einen "Jordanien-Israel-Kalender", angelegt an den Adventskalender.
Jeden Tag wird ein Türchen geöffnet, dass euch und mich Jordanien und Israel näher bringt.

Am 04.04. geht es los. Um 13.55 Uhr starte ich von Frankfurt in einem Flugzeug der Jordanian Airlines Richtung Amman.


Bild von der Seite meines Reiseunternehmens Djoser




Wenn ich darüber nachdenke, bekomm ich dieses Gefühl im Magen, als wenn Ameisen gegeneinander boxen, dabei das Blut in Wallung bringen, das dann zu einem inneren Zittern führt. Beinahe so wie vor Weihnachten und meinem Geburtstag. Ich kann euch sagen, dass ich jetzt kaum noch schlafen kann und trotzdem von einer ungeheueren Energie erfüllt bin.

Ich fliege wieder. Ich weiß ehrlich gesagt schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal geflogen bin. Des is gefühlte 20 Jahre her. Und kann es kaum erwarten, die Stimmung, die auf einem Flughafen herrscht, in mich aufzunehmen. Geschäftigkeit, Erwartungen, Vorfreude, Nachdenklichkeit, Ehrfurcht, Ängste und Sorgen mischen sich zu einer geheimnisvollen Aura. 
Aller Wahrscheinlichkeit werde ich bereits am Freitag nach Frankfurt fahren und dort übernachten, damit ich, mit einem Kaffee und einer imaginären Zigarette, mir all die Geschichten in Ruhe erzählen kann, die jedes einzelne Gesicht von Passagieren und Flughafenmitarbeitern, Piloten und Stewardessen und Polizisten preisgeben.

Morgen wird das nächste Türchen geöffnet.






Montag, 9. März 2015

Frühling !!!!



Noch immer beseelt von einem wunderbaren Wochenende und inspiriert von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der uns wunderbare Lieder und Gedichte zum Frühling hinterlassen hat, saß ich heute nachmittag auf meinem Balkon. - Wofür ich über 1 Stunde meiner Gutstunden gerne geopfert habe.

Nun gut, er ist noch nicht ganz hergerichtet, die Winterleiden sind offensichtlich, nur das Gröbste ist beseitigt.

Doch das Gefühl "Endlich" überdeckt Schmutz und Grau. Mag der ein oder andere Spätwintertag noch kommen, ich spüre trotzdem die Kraft, die in den lichtdurchfluteten Schimmern verborgen ist, die sich über Wiesen, Felder und Dächer legen, Veränderungen anzupacken und / oder mich an Neues heranzutrauen.

Wie schrieb von Fallersleben: "Will die Welt in Freude kleiden, will uns bringen neues Glück. ... Alles Leid entflieht auf Erden."

Natürlich weiß ich, dass es der Gedanke eines naiven Kindes ist, zu meinen, mit dem Frühling geht einher, dass schwupps die wupps alle Trübnis auf Erden verschwindet.
Aber der Gedanke ist trotzdem sehr schön.


Also rann an den Frühjahrsputz in uns, bei uns, um uns herum, an TTip, an die ungerechte Verteilung von Reichtümern, an Ungerechtigkeit, die das Aufkommen von Menschen verhindert.








Dienstag, 3. März 2015

Der Fall »Ethady« und unsere Verantwortung

Die Justiz machte von einer Möglichkeit des deutschen Rechtssystems Gebrauch, dass ich aus einer persönlichen Erfahrung als gut und gerecht ansehe.
Ich wurde dem »Gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr« schuldig.
Mir wurde eine Geldbuße und Strafe auferlegt. Ich konnte annehmen oder hätte mich dagegen wehren können. Ich war schuld. Daran gab es keinen Zweifel und so nahm ich die Strafe an. Das Verfahren wurde eingestellt.
Der Sinn hinter dieser rechtlichen Möglichkeit ist der, dass jeder eine zweite Chance erhalten soll.

Doch stellt sich die Frage, kann es diesen juristischen Winkelzug auch im Fall von Kindesmissbrauch geben? Nein, eigentlich stellt sich diese Frage nicht.
In diesen Fällen darf es keine Möglichkeiten geben, sich von seiner Schuld »freizukaufen«. Und da ist es vollkommen gleich, ob man nur Bilder von Kindern besitzt oder sich an ihnen vergeht.
Der Nutzer, der sich an Bildern von Kindern aufgeilt, nimmt in Kauf, dass sich ein anderer an ihnen vergreift und sei es nur verbal, indem er sie auffordert, sich auszuziehen und zu posieren.

Zum »Wohl des Kindes« hätte eine Untersuchung stattfinden müssen, die bis zu den Wurzeln der Bilder geführt hätte, die Herr Ethady sich aus dem Internet heruntergeladen hat. Und am Ende hätte er des Kindsmissbrauchs schuldig gesprochen werden und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden müssen.
Ich bin mir sicher, dabei wären noch mehr aus dem politischen und gesellschaftlichen Dunstkreis von ihm aufgeflogen. Und dass, meine Meinung, wog schwerer als die »zweite Chance«. Alleine daran zu erkennen, wie im Vorfeld des gestrigen Verhandlungstages der Fokus vom »Kindsmissbrauch« auf die Affäre der Vertuschung gerichtet wurde.
Die Einstellung des Verfahrens ist ein Tritt in die Nieren aller Kinder dieser Welt.

Doch bei all der Aufregung darf die Verantwortung, die jeder Einzelne hat, nicht vergessen werden.
Wenn ich alleine die Bilder von Kindern sehe, die in Facebook gepostet werden. Süße, kleine Gesichter. Weiß der Poster, was der Anblick bei so manchem pädophil veranlagten Menschen auslöst? Der Übergriff muss nicht auf dieses Kind stattfinden. Aber das Foto kann einen Schalter umlegen, dem ein anderes Kind zum Opfer fällt.
Oder Formate wie »The Voice Kids«. Hier werden Kinder einem breitgefächerten, verschieden veranlagtem Publikum zur Schau gestellt. Auch hier können nicht steuerbare Handlungen ausgelöst werden.
Und, muss ein 12-jähriges (oder manches Mal jüngeres) Mädchen sich schminken und aufreizend anziehen?

Zu Recht fordern wir, dass das »Wohl des Kindes« geschützt wird.
Dulden aber, dass Kinder zur Schau gestellt, oder krasser formuliert, angepriesen werden.




Montag, 2. März 2015

Der unbekannte Mann





Vergangenen Samstag war es wieder so weit. Wie jedes Mal, wenn ich Gäste empfange, wurde ich nach diesem Gemälde gefragt. Wer ist dieser Mann? Wer hat das Bild gemalt? etc.

Die Geschichte, wie er unbekannte Mann an meine Wohnzimmerwand kam: Eines Tages, vor lang vergessener Zeit, besuchte ich meine Freundin bei ihrem Elternhaus. Ich kam gerade zum Ausräumen für den Sperrmüll. Vor der Garage standen Stühle, Tische, Hocker usw. Und zwischen all dem Kram, den ich auch liebend gerne eingesackt hätte, schaute mich dieser alte Mann an. Ein Zögern, das weniger als einen Wimpernschlag gedauert hat, übefiel mich und ich legte das Gemälde in meinen Kofferraum.


Was zeigt mir das Gemälde? Es kommt auf meine Grundstimmung an. Manches Mal empfinde ich eine angenehme Ruhe, wenn ich es ansehe. Dann spricht aus ihm eine bodenständige Einsamkeit.
Manches Mal bin ich traurig. Dann spüre ich die Zweifel und Ängste, die den unbekannten Mann zu bewegen scheinen.

Über Entstehungsort und -zeit weiß ich nichts. Ich weiß nicht, mit welcher Technik es gemalt wurde und vom wem.
Aber ich weiß, dass "Der Unbekannte Mann" vollkommen zeitlos ist, da er all die Fragen anspricht, die Menschen zu jeder Zeit bewegt haben und auch in Zukunft bewegen werden. Die Fragen nach der Zeit, nachdem was kommt, wenn wir nicht mehr da sind, wohin wir gehen und was uns dort erwartet.